Deutsches Elfenbeinmuseum Ebach

„Schon ist mein Blick am Hügel, dem besonnten,
dem Wege, den ich kaum begann, voran.
So fasst uns das, was wir nicht fassen konnten,
voller Erscheinung, aus der Ferne an —

und wandelt uns, auch wenn wir’s nicht erreichen,
in jenes, das wir, kaum es ahnend, sind;
ein Zeichen weht, erwidernd unserm Zeichen …
Wir aber spüren nur den Gegenwind.“
(Rainer Maria Rilke, 1925)

Die Idee war von Anfang an das Bild, das Werk als auratische Erlebnis zu denken, losgelöst vom Raum oder anderen Bezügen nur die Idee einer Einheit aus Licht und Objekt, wie auf Nebel schwebend, aus dem Nichts aufsteigend, ohne eine Erklärung oder Orientierung, was es sei oder warum, keine kognitive Beeinflussung des reinen Sehens, allein mit der eigenen Wahrnehmung, im dunklen Raum nur Ich und der Gegen-Stand, archaische Erfahrung in einer Welt der Überinformation in Lichtgeschwindigkeit, alles Elfenbein, gleiches Material, gleiche Farbe, gleiche Machart, gleiches Licht, im Kontrast dazu ROT – ein Steg im Dunkel, rotes Leder, roter Faden, rotes Blut, Spiel mit der Vielschichtigkeit und Subtilität des Themas, Inszenierung von Material und Farbe, von Sinnlichkeit und Bedeutung, von Vordergrund und Hintergrund, ein performativer Akt zwischen Bild und Betrachter in einem Bedeutungs- und Wirkraum, der über das Bild hinaus geht. Die Un-Wirklichkeit der Szenerie galt es einzufangen. Kein leichtes Unterfangen in den sehr beengten und völlig abgedunkelten Räumen des Schlosses. Um das positiv Unreale so authentisch wie möglich zu konservieren wurden keinerlei künstliche Lichtquellen, Blitze, weitere Hilfsmittel oder Geräte eingesetzt. Nur präzise, exakte Ausrichtung des Bildausschnitts, Konzentration auf die Idee und… lange Versuche sind die Bedingungen der Entstehung der Bilder.

Peter Sichau 2017
Erläuterung des Foto-Werks des Museums